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Die Entscheidung, am Mittwoch, also morgen, den geplanten Ruhetag einzulegen, war von Santi und mir, da gewerkschaftlich organisiert, erwartet, wurde aber von Andreas und Thomas getroffen. Der Wetterfrosch scheint sich eine Badehose angezogen zu haben. Jedenfalls verkündete Andreas eben, er werde hier in Sarliac-sur-l’Issle, das liegt kurz vor Périgueux, nach der Rückkehr vom Hypermarché das Schwimmbad neben unserem Standplatz frequentieren. Ich hatte empfohlen, den neuen Loop nicht zu vergessen.
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Der Wochentag ist weniger als marginal. Wenn wir um sieben aufstehen, erst Saint Thomas um den Kaffee zu bereiten, dann Andreas, um sein Bett abzubauen, damit wir dort frühstücken können, dann ich, um kontrollieren zu können, ob das Frühstück auch vollständig ist (gelegentlich fehlen Eier), dann ist die Wettervorhersage von Andreas entscheidend für den Grad der Hochstimmung. Ob wir jetzt Sonntag oder Arbeiterfeiertag oder Kriegsende haben ist einerlei, weil der Tagesrhythmus hier im südlichen Mittelfrankreich äußerlich kein Deut voneinander abweicht. So habe ich heute auf dem Ritt von Feyte nach Le Bourgeois wiederum nicht mehr als 5 Frauen, 3 Männer, 8 Pferde, Millionen Kühe und Schafe und 2 Traktoren gesehen, 8 Hunde und 2 Esel (gehört), 1 Pfau, 2 Pilger. Das war’s. Santi und ich über sieben Stunden praktisch für uns – und einer Horde von Bremsen oder sonstigen Plagegeistern in der letzten Stunde.
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Irgendwie irgendwann musste es passieren. Heute Mittag war es soweit.
Die Wahl des jeweiligen Weges zum Ziel der am folgenden Tag geplanten Etappe ist abends immer wichtiger Gegenstand der Generalstabsplanung bei Thomas. Dieser wiederum hat auf Grundlage der von Lukas erstellten Planung treffsicher im Bereich von 20 bis 30 km Ziele ausgemacht, die in Diskussionsforen Beifall finden. Nun wird das Wanderprogramm Komoot entsprechend gefüttert: Mountainbikewege.
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Von der Vienne südlich von Limoges nach Flavignac. Bei den Jungs bricht morgens schon Hektik aus, weil das keine 20 km sind und Santi einen kurzen Augenblick der Unachtsamkeit von Andreas beim Satteln eiskalt nutzte, um einfach im morgendlichen Schrittmodus sich Richtung Ausgang aufzumachen – ohne Reiter. Das wiederum bedeutet, dass nach meinem Abritt alles hurtig zusammengesucht werden muss, verstaut und der Konvoi reisefertig zum nächsten Etappenziel loszieht. Die logistische Meisterleistung beruht auf einem ausgeklügelten symbiotischen System des Ineinandergreifens geheimnisvoller Verantwortlichkeiten, meinen die beiden.
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Ruhetag klingt gut. Wir haben es bei bedecktem Himmel auf bzw. in unserem Palast-Garten an der Vienne bis 07:18 Uhr Ausschlafzeit geschafft. Santi hat die Verspätung überhaupt nicht verstanden, auch dass heute nichts passierte.
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Verhalten, dem Wetter angepasst, die Schlagfertigkeit weniger ausgeprägt, kurzum verschlafen begann der Tag. Thomas grandioser Morgenkaffee förderte zwar die Konversation im kuscheligen Wohnwagen, aber so richtig wie gewohnt zynisch wollte keiner ran.
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Am 1. Mai wurde von uns weder eine Gewerkschaftsversammlung besucht, noch der Maibaum bewacht. Beides gibt es hier mitten in Frankreich überhaupt nicht. Auf der bisher längsten Etappe unserer Pilgerreise – im Übrigen aus meiner Sicht auch härtesten – war überhaupt kein Unterschied zu Werktagen oder Sonntagen zu verspüren: Von 9 Uhr morgens bis (fast) 6 Uhr abends vielleicht 6 oder 7 französische Kugelautos inklusive. Transporter, 1 Mountainbiker, 2 Radrennfahrer und 3 Familien im Garten (natürlich) beim Essen.
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Thomas’ Reiterhof hier in Jeansannes hatten Santi und ich recht wohlerhalten nach 24 km endlich mal ereignislosen Rittes erreicht. Da uns die Route über meist geteerte kleine Wege und Straßen führte, war ein beschauliches Fortkommen angesagt. Santis Schritt ist der eines Quarterhorses, einfach Meile nach Meile. Wenn dann Wiese kam freute sie sich schon auf einen gepflegten Trab. Einmal wollte ich es wissen und habe sie – nicht lange – zum Galopp überredet. Das Tier läuft traumhaft. Natürlich sind ihre Eigenheiten zu beachten.
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Der Sonnenuntergang, kommunistisch rot, bei einem französischen Menü in der Campinggaststätte von Le Souterrain, kurz vor Limoges, zwei Flaschen Bordeaux Bio, nur 12 Umdrehungen pro Flasche (= 24 Umdrehungen), ohne Andreas (Limo) beflügeln das Gesprächsniveau. Wieder großes Einvernehmen mit Andreas, der die Pferdefraktion vertritt, dass kein anderes Pferd als Santi die lebensgefährliche Situation gestern im Steilfelsen gemeistert hätte. Kein Pferd der Welt! Dank Andreas.
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Der Bedarf an unerwarteten Abenteuern ist meinerseits eigentlich gedeckt. Aber das von heute Nachmittag auf dem Wege nach Crozant muss wirklich nicht mehr sein.