Verhalten, dem Wetter angepasst, die Schlagfertigkeit weniger ausgeprägt, kurzum verschlafen begann der Tag. Thomas grandioser Morgenkaffee förderte zwar die Konversation im kuscheligen Wohnwagen, aber so richtig wie gewohnt zynisch wollte keiner ran.

Der leichte Regen ging entsprechend der immer zuverlässigen Wetterfroschprognose von Andreas etwas zurück, so richtig kalt war es auch nicht, Santi konnte von Andreas gesattelt werden. Die Komoottante („Die Tour wird neu berechnet. Kehre um.“) funktionierte und wies die Richtung zum definitiven Anritt auf Limoges. Abgemacht war die Großstadt zu umfahren mit Santi im Huckepack sobald wir gegen Abend eine Mühle an einem Zufluss der Vienne erreicht hätten. Bis dahin wollten die beiden eine Écurie oder einen Campingplatz ausbaldowert haben. So schnell wie sonst ging es diesmal nicht. Die Vorermittlungen von Thomas über Google hatten keinen Favoriten ergeben, der gezielt angeritten werden konnte. So blieb es bei der Mühle und dann hinter Limoges in Aixe-sur-Vienne bei einem wieder wunderbar gelegenen weitläufigen Campingplatz im Tal. Zur besonderen Freude des Herrn Andreas von Breit wurde Santi ein großer Schlosspark ähnlicher Paddock mit altem Baumbestand zugewiesen.

Die hübsch scheußliche Großstadt Limoges erinnert natürlich an den kühnen Feldzug des Herzogs Wolfgang von Zweibrücken aus dem Hause Zweibrücken-Veldenz, der hier den Hugenotten zu Hilfe kommen wollte, nachdem der kath. franz. König die Forderung nach Religionsfreiheit brüsk abgelehnt hatte. Wolfgang erkrankte und verstarb hier in der Nähe am 11. Juni 1569, schade für unsere lutherische Sache.

Der Abend mit Viande, Couscous und Salat mündete diesmal in da Geständnis von Thomas, dass er in einigen Fragen des Glaubens noch oder wieder mit sich ringe, insbesondere bei der Institution Kirche. Er ist der Meinung, in einigen Jahren habe sich die Zahl der Christen (in Europa?) halbiert. Und wir Christen sollten uns wieder den Anfängen, der Wurzeln besinnen, weil es so nicht weitergehen könne und werde. Herr Klein von Breit erzählte ebenso wie ich von unseren Kindern und er, als Antithesis, von seiner christkatholischen Mutter. Hochspannend aus drei unterschiedlichen Familien Erfahrungen zu vernehmen.

Morgen werden wir, auf besonderen Wunsch von Thomas, die Reliquien des hl. Martial, erster Bischof von Limoges, bewundern – weil morgen unser freier Tag ist und ich nun mal höflich bin.

Ganz anders waren die Diskussionsbeiträge zu meiner Erfahrung mit Santi: Durch das stundenlange Reiten wird der Kopf (meiner und der von Santi) ständig mechanisch von vorne nach hinten bewegt. Das erinnert doch an die Thorastudenten beispielsweise vor der Klagemauer in Jerusalem. Jetzt meine ich zunehmend geniale Gedankensplitter auf dem Pferd zu haben. Leider sind diese gleich wieder weg nach dem Absteigen. Wir beobachten dieses interessante Phänomen. Thomas kennt einen erfahrenen Gehirnmediziner.

Apropos. Heute morgen gab es einen Schlag auf den Helm. Heike hatte Recht. Blitzartig die Erkenntnis, dass es überhängende Zweige sehr unterschiedlicher Stärke auch auf Reitwegen gibt. Um es kurz zu machen, Santi befreite uns durch ihre Kletterkünste aus dem Hohlweg und ich werde nie, nie mehr ohne Helm reiten.

Wie nachfolgend dokumentiert ist die Zubereitung meines Mittagseies zwar raffiniert von Thomas verfeinert worden, harrt aber immer noch des durchschlagenden praktischen Erfolges.

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