Seit der Körperverletzung, die mir Santi in Metz zugefügt hatte, indem sie einen Teil ihrer 650 Kilogramm auf meinen rechten großen Zeh stemmte, was zwar nicht den Verlust des Zehs, aber den des gesamten Nagels zur Folge hatte, sind mir keinerlei körperliche Unbillen mehr entstanden. Bis heute morgen.

Es war der Ritt von O Cebreiro nach Triacastela von 1330 m mit nur 21 km auf 665 m angesagt. Der sehr empfehlenswerte, auch noch sehr preiswerte Michelinführer „Camino de Santiago“ warnte aber schon mittels eines roten Pilgers und sechseinhalb Stunden Aufwand. Das schien aber weder Manuel noch Farey, den weiland Hengst, zu interessieren. Gleich morgens, wie üblich Abritt um 9 Uhr, gab er nach einer kleinen Aufwärmrunde Gas. Ca. drei Kilometer, gefühlte fünf oder sechs, nutzte er die anfänglichen Steigungen und guten Wege den Andalusier in der morgendlichen Frische mal richtig laufen zu lassen. Santi spitzte die Ohren, reckte den Kopf und nichts wie hinter ihrem neuen Freund her. Ihre – nur unbedeutend (!) – kürzeren Läufe veranlassten sie zu dem ersten engagierten längeren Galopp über schätzungsweise 20 Minuten. Dank meines wunderbaren Mittelaltersattels anfangs kein Problem, ganz im Gegenteil. Ich brauchte keine Fußpilger zu verscheuchen und freute mich mit meinem Pferd. Gelegentliche Ausweichmanöver zur Umgehung von meist koreanischen jungen Leuten mit Knöpfen in den Ohren machten allerdings doch Reithilfen notwendig, die mein rechtes Knie etwas beanspruchten. Da scheuerte das Leder trotz langer Merinounterwäsche durch. Gute Gelegenheit, das kiloweise vorhandene Hirschtalgwundermittel auszuprobieren. Morgen werden die Ergebnisse erwartet.

Ergebnis des Parforcerittes: Farey in Siegerpose.

Und dann herrliche Wege, kein Verkehr, schwindelerregende Ausblicke.

Die Jungs hatten inzwischen in dem Dorf Triacastela, leider keine Burgen, eine Gemeindebedienstete mittels einer Flasche Wein „Schloß Veldenz“ geneigt gemacht. Seitdem stehen wir an prominenter Stelle für heute Nacht. Die Pferde sind in sauberen Boxen versorgt und eine Pilgerherberge bietet Toiletten und Duschen.

So, um sechs gibt es in der kleinen Dorfkirche eine Pilgermesse. Endlich. Ich freue mich.

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