Ruhetag in Leon. Die letzte große Stadt vor Santiago. Komisches Gefühl. Bei Andreas und mir, aber hohe Erwartung, denn ich hatte geheimnisschwanger etwas angedeutet, hoffte ich doch dem Sehnen so vieler Ritter entsprechen zu können:
Heureka!
Ich habe ihn entdeckt!

Den Tränen nahe wurden wir im Real Colegiata de San Isidor in der Stadt unweit der Kathedrale in einen abgedunkelten Raum geführt, in dessen Mitte schwach beleuchtet das Objekt der Sehnsucht so vieler tapferer Ritter nun wirklich vor uns steht: Der Heilige Gral!
Kein Zweifel, das isser.
Ein Kelch mit Achat, Gold und Edelsteinen verziert. Der Kelch, den Jesus beim letzten Abendmahl seinen Jüngern reichte, gefüllt mit Wein (kein lächerlicher Traubensaft, wie ernsthaft in dem ev. Gottesdienst gelegentlich zugemutet), seinem Blut, das er für uns vergossen hat. So einfach ist das. Das steht so im Evangelium und der Kelch steht hier vor mir. Unglaublich.
Die kastilische Infantin Doña Urraca, ziemlich kräftige Königin, schenkte den Heiligen Gral dem Kloster. Historiker schlagen sich seit Generationen um Herkunft und Bedeutung, so jedenfalls laut Internet. Alles Unsinn, denn das ist er, fertig. Und ich habe ihn für Parzival wiederentdeckt. Diese Aventüre ist erfüllt.
Den Sonntag haben wir damit verbracht, den Einritt zusammen mit Manuel und seinem Andalusier zu planen. Alles nicht so einfach, weil wir davon ausgehen, dass die Polizia was dagegen hat. Manuel, der stolze Spanier ist hier ganz anderer Meinung, da wir königliches Wegerecht als Pilger haben, auch und erst recht zu Pferd, und durch die Stadt. Also sind wir den traditionellen Pilgerweg zur Kathedrale und weiter über den Rio Bernesga erstmal abgegangen. Morgen Früh, mit geschmückten Pferden (?) werden wir zwei es dann versuchen. Ich habe ein mulmiges Gefühl.
Andreas hat sich mit Zaubersalbe um seinen Andalusier gekümmert, der eine böse Wunde auf dem Rücken hat. Dort scheuerten die vollbepackten Satteltaschen, wohl schon seit Wochen.
Santi ist froh und glücklich. Ich auch, denn zwei sehr selbstbewussten Spaniern zu folgen macht richtig Laune. Auch schaffen wir so immer weit mehr als 30 km am Tag.

Leon hat mit seiner Kathedrale ein Wunderwerk der Gotik. Ich kann mich nicht erinnern, so etwas Eindrucksvolles erlebt zu haben, atemberaubend. Vielleicht neben Chartres die Gotik Europas.

Wir verwenden Cookies
Diese Website verwendet Cookies, um sicherzustellen, dass Sie das beste Besuchserlebnis erfahren. Gerne können Sie den Umfang der eingesetzten Cookies wählen.

Notwendige Cookies sind reduziert auf technisch erforderliche Cookies, wie beispielsweise Session Cookies. Wenn Sie alle Cookies akzeptieren, werden auch Cookies zur Analyse des Besucherverhaltens eingesetzt.

Weitere Details zu den eingesetzten Cookies finden Sie in der Datenschutzerklärung.