Schwerer Tag. Weit mehr als 30 km. Cizur Menor, uralter Pilgerort am Fuße des berüchtigten Passes El Perdón interessiert mich wegen der über der Kirche flatternden rotweißen Malteserflagge. Unser Geschwisterorden betreibt eine kleine Pilgerherberge gegenüber der Kirche. Genossen haben wir die Gastfreundschaft nicht, weil Pferd und Equipage die dortigen Kapazitäten überstrapaziert hätten. Leider konnte ich einen Stempel nicht ergattern.

Weiterer Höhepunkt, bei schlechtem Wetter gefürchtet ist der Pass über den El Perdón. Der Aufstieg an ständig fotografierenden japanischen Pilgerinnen vorbei wird von Santi bravourös gemeistert. Ich wundere mich doch über die wirklich schlechten Zuwege, die von Santi kilometerlange Tripplelkünste abverlangen. Alle Pilgerinnen sind entzückt, die Männer zollen Respekt „Leik“. Auch beim Aufstieg, der eine Stunde Arbeit bedeutet, registriere ich, dass Santi leicht schneller ist als der Durchschnittspilger. Einmal wurden wir von einem Hardcore-Pilger tatsächlich überholt. Seit Limoges ist mir das völlig egal!
Das Wetter spielt mit, denn die dicken schwarzen Wolken verziehen sich und die Berggipfel entledigen sich des ständigen Nebels. Santi bringt mich schön ins Schwitzen, trabt sie doch gerne bergauf. Wenn dann noch die Sonne brennt, für ein paar Minuten, ist auf dem Pferd im Mantel Sauna angesagt.

Vor dem Monument des mittelalterlichen Pilgerzuges ist Santi natürlich der Fotostar!

Eine Familie aus Litauen spricht mich an, wegen Fotos. Eine junge Familie mit einer 15jährigen Tochter und einem perfekt Englisch sprechenden 13-jährigen Sohn. Die Pilgertour sei die beste Schule für alle, meint die engagierte Mutter. Wie Recht sie hat, denke ich mir.
Der Pass ist mir zu unwirtlich, um hier Picknick zu machen. Fotos reichen. So bin ich ganz froh, dass FJ und Andreas mich hier abgefangen haben. Der Abstieg wird auch für Fußpilger als gefährlich beschrieben.

In meiner Naivität dachte ich, nach der Reifeprüfung auf dem El Perdón mit Beweisfotos würden uns die Pyrenäen aus ihren steinigen Klauen entlassen. Weit gefehlt. Die (Tor-)Tour bis zum Reiterhof beim Kloster Ayigui bei Estella gestaltete sich besonders spannend wie nervig. Wer ist schon mal über eine Originalrömerbrücke geritten – von Trier abgesehen – bei der das arme Pferd zwischen den großen Steinblöcken über dem Fluss und den grundlosen Tiefen balancieren muss. Fotos sind aus Jugendschutzgründen untersagt.
Und dann zogen sich die Kilometer. Wetter eigentlich ideal, meist leichtes Nieseln.
Ab drei Uhr trifft man lange Kilometer keinen einzigen Pilger mehr. Die suchen sich rechtzeitig eine Herberge und behandeln ihre Füße. Ich gebe die Hoffnung auf weniger anspruchsvolle Steinpisten, wo Santi auch mal traben kann, bald auf. Nach fast neun Stunden im Sattel bin ich froh und glücklich bei FJ und Andreas sein zu dürfen.
Der Reiterhof ist picobello, allerdings müssen wir heute Nacht draußen bleiben, während Santi eine hochherrschaftliche Box bekommt, die selbst Andreas befriedigt.

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