Roncesvalles: 15. August 778. Graf Roland der Bretagne führt die Nachhut des Rückzugs Karls des Großen aus Spanien. Der Feldzug gegen die Mauren war gescheitert. Und dann greifen Basken aus Rache für die Eroberung von Pamplona (angeblich Schutt und Asche) Roland an und vernichten die Truppen des treuen Markgrafen von Cenomanie/Bretagne. Er selbst fällt in heldenhaftem Kampf (gegen die Basken!) ritterlich und heldenhaft mitsamt Olifant (s. Kinski-Verfilmung). Die Rolandsage bildet bis heute die wichtigste Mittelalterliteratur in Frankreich. Wie bei uns Siegfried.

Nicht nur deshalb belasse ich es mit einem ebenso glücklichen, atemlosen wie großartigen Blick vom völlig erschöpften Pferd auf das unten am steilen Berghang liegende Bergdorf nach dem bezwungenen 1066 m hohen Ibanetapass.

Trotz durch Cola-Konsum gestütztem Kreislauf wage ich vom Pferderücken keinen Blick in die fantastische Bergwelt über und besonders unter mir. Jetzt habe ich erfahren, was bei einem Pferd „trittsicher“ heißt. Das ist nämlich DAW, der absolute Wahnsinn, wenn Santi mit lockeren Zügeln am gähnenden Abgrund auf einem Saumpfad von vielleicht 50 cm einfach unbeirrt und sicher voranschreitet. Kilometer für Kilometer. Hinter mir rufen plötzlich Pilger. Die meinen mich. Da habe ich doch meinen schicken veldenzblauen Mittelalterhut aus dem Sattel verloren, aus lauter Angst vor dem Abgrund.

Der dem riesigen Augustinerkloster zugehörigen berühmten Pilgerkirche versage ich meine Präsenz, weil dort ausdrücklich Nichtkatholiken unerwünscht sind. Meine ökumenischen Gedanken sind bei meiner Kirchengemeinde, Bf. Ackermann und meinem kleinen Trier. So müssen wir ohne katholischen Pilgersegen weiter, hoffentlich rächt sich das nicht.

Aber nur kurz, denn endlich finden Santi und ich die verdiente Herberge. FJ hat einen

wunderbaren mit einer saftigen Wiese ausgestatteten absolut sauberen Campingplatz in der Nähe von Roncesvalles aufgetan. Hier verbringen wir, kurz entschlossen den verdienten Ruhetag. Mit großer, ehrlich empfundener Trauer erfahre ich von dem Tode von Prof. Ronig, dem em. Domkonservator und der Trierer Bürgerschaft so verdienten Herrn.

Nur am Rande: Die Campingwagenkupplung ließ nicht locker. FJ betätigte mehrmals ebenso eindrucksvoll wie vergeblich seine Luft-Niveau-Regulierung und Andreas schwitzte sich einen ab, wollte schon zum Hammer greifen, bis wir die Funktion der Schlinger-Kupplungssicherung durchschauten! Heureka! Nach 35 Minuten Schwerstarbeit konnte ich an meinen Rotwein, FJ an seine baskischen Delikatessen und Andreas an seinen Kaffee.

Morgen reiten wir weiter in Richtung der nach Karl dem Großen offensichtlich wieder aufgebauten Stadt Pamplona. FJ ist nicht unangespannt, weil die Quartiersuche – mit Pferd – sich in Spanien als problematisch erweist. Wir haben uns das angesichts der bisherigen super Erfahrungen schon einfacher vorgestellt. Kein einfacher Job angesichts eines verspürten Mentalitätswandels der Menschen nach dem Pass. Wir werden Näheres in den nächsten 770 Kilometern bis Samstag 29. Juni in Santiago, so Gott will, noch erreiten.

Dann drückt auch Christas bisher vergebliche Suche nach einem geeigneten Nachfolger für FJ als Quartiermeister. FJ muss uns spätestens am Pfingstsonntag 9. Juni Richtung Trier verlassen. Nochmals erwarten wir ein Wunder für den Endspurt nach Santiago.

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