Es sollte kein Ruhetag sein, weil unser Wetterfrosch Andreas für heute relativ trockenes Wetter und für Donnerstag das Schlimmste vorausgesagt hat. Also Mittwoch einen längeren Ritt bis Saint-Amand-Montrond, fast 30 km geplant, bei jedem Wetter – eben wegen Donnerstag.

Punkt 4 Uhr in der Früh, lange vor dem Hahnengeschrei, stößt der Esel, dieses Vieh, lauteste Urlaute von sich, als werde er am Spieß gebraten.

Thomas raus, Andreas raus (kleine Verspätung), ich auch noch: Das Vieh mit den großen Ohren hatte unsere Koppelabsperrung zu Santi überlistet und schrie Santi an, die die Aufregung überhaupt nicht verstand und das Vieh einfach ignorierte, was wiederum den Esel noch mehr aufregte. Der Regen hatte eine kurze Pause eingelegt, sodass wir die Tieren wieder trennen konnten. Der Esel war damit nicht einverstanden und biss mich in den linken Arm, was wiederum eine umgehende Sanktion in Form einer Langohrfeige zur Folge hatte. Dieser halb verdutzt fügte sich dann auch der Esel. Nach 15 Minuten war alles erledigt, aber so richtig schlafen konnte auch keiner mehr.

Zunehmend trommelte der Regen auf das Dach des Campingwagens. Umso gemütlicher wurde Thomas’ Frühstück und umso bohrender die Frage, wann denn nun aufgesattelt werden sollte. Der Wetterfrosch prognostizierte nachlassenden Regen zwischen neun und zehn. Genauso kam es.

Schon seit einigen Tagen war bei dem Pferd eine ruhigere Gangart eingekehrt. So ist der morgendliche Kompetenzstreit, wer wann und wo aufsteigen darf, beendet. Wir satteln, gehen ein paar Meter, steigen auf, zeigen eindeutig, wer der Herr ist, und schon geht es regelgerecht ab in Richtung Komootapp. Santi weiß, dass hier nicht lange diskutiert wird, dass wir beide eine sich tagtäglich wiederholende Aufgabe zu bewältigen haben und dass das funktionieren muss. Andreas versorgt das Tier sehr gut und macht sich keine Sorgen über ungelegte Eier. Auch diese beiden kommen wunderbar miteinander aus. Perfektionist Thomas hatte bereits einen Reiterhof und hilfsweise einen Campingplatz bei Saint-Amand-Montrond herausgesucht und in mein Handy eingegeben, sodass ich beruhigt der Handytante folgen konnte, wie man meinen sollte.

Und doch kam es wieder anders. Ca 15 km vor dem Ziel, der Horizont lichtete sich zusehends, geriet ich auf die D 951. Dies ist eine relativ enge, über Kilometer schnurgerade verlaufende Zubringerstraße zu Saint-Amand-Montrond, die von schweren LKWs und schnellen PKWs um die Wette befahren wird und praktisch keine Grünstreifen aufweist. Allein der Luftsog der in einem Abstand von gefühlt 1 m vorbeidonnernden Fahrzeuge zerrt an meinem Mantel. Santi blieb die ersten Kilometer absolut cool (ich war natürlich abgestiegen) – im Gegensatz zu mir. So erlaubte ich mir den Luxus, mich/uns die letzten Kilometer abholen zu lassen.

Eine kleine Fernfahrerkneipe bot eine tolles Menü für 13,90 € mit Vorspeise, einheimisches Charolais Steak, Kaffee und Rotwein. Der erste Alkohol seit Karneval. Was sein muss, muss sein. Auch unser gemeinsames Tischgebet.

Das Tischgespräch war insofern makaber, als Andreas sein Erlebnis auf dem alten Friedhof nicht vergessen konnte, weil er dort leibhaftig Graf Dracula begegnet war! Details erspare ich mir hier, weil er meinte, immer noch Gänsehaut zu verspüren. Spannend und einfach erfrischend war unser Gespräch über die Erfahrung des Todes im Evangelium, Beerdigung, Gedächtnis aus drei unterschiedlichen Seiten und Traditionen. Schön ist es, einen engagierten Theologen dabei zu haben.

Das Gespräch mit einem 4000 km Pilger aus Holland machte auch wieder Mut zu ganz anderen Dimensionen.

Erneut hatte Thomas eine riesige Koppel mit Dusche und Strom gefunden, einen herrlich gelegenen Campingplatz in Saint-Amand-Montrond, der unsere Herberge auch für den morgigen Ruhe-Donnerstag bleiben soll.

Wir verwenden Cookies
Diese Website verwendet Cookies, um sicherzustellen, dass Sie das beste Besuchserlebnis erfahren. Gerne können Sie den Umfang der eingesetzten Cookies wählen.

Notwendige Cookies sind reduziert auf technisch erforderliche Cookies, wie beispielsweise Session Cookies. Wenn Sie alle Cookies akzeptieren, werden auch Cookies zur Analyse des Besucherverhaltens eingesetzt.

Weitere Details zu den eingesetzten Cookies finden Sie in der Datenschutzerklärung.