Das war also der Vorgeschmack auf Burgos und Leon. „Es werden nur 24 Grad“ meinen meine lieben, lieben Begleiter. Unterwegs scheinen sich die 39 Grad von Santi mit den meinigen mit der Temperatur ohne Schatten zu addieren.
Unterwegs gedachte ich meiner Ritterbrüder im Heiligen Land und an die völlig unnötigerweise verlorene Schlacht bei den Hörnern von Hattin, vor ein paar Jahren, 4. Juli 1187, nur wegen Wassermangels. Übrigens ist seitdem auch das heilige Kreuz verschwunden, wie der heilige Gral. Aber den zu finden hatte ich unterwegs, s.o., Parzival versprochen. Und wer mich kennt …
Da spricht mich ein Pilgerbruder an: „Das bist doch Du mit dem Pferd aus Trier!“ Wie schön, ein Pilger aus Idar-Oberstein, der in Zubiri eingestiegen ist. Klar, dass die unterschiedlichen Erfahrungen getauscht werden, damit Sympathie und damit der gemeinsame herzliche Wunsch: „Buen Camino“, den jeder hier mir einem festen Blick in die Augen beantwortet.
Junge, Junge, Santi, Santi, noch 593 Kilo-Meter:
Die der schönen Begegnung folgenden heißen Kilometer schüttele ich in meinem Kopf das Horrorbeispiel der konsequenten Zerstörung einer kleinen pittoresken Stadt an der Nahe. Nicht etwa durch einen Bombenangriff 1944. Dieser Stadtrat hatte beschlossen, die Urbanität des Talstädtchens durch Zubetonierung zu beenden. Als müsse man aus der kleinen Stadt eine Edelsteinmetropole aus Beton bauen. Kein Mensch fährt jetzt noch nach Idar-Oberstein, um das Städtchen, das Schloß (sic!), Burg Bosselstein und die Felsenkirche zu besuchen. Beton habe ich sonstwo genug, ich persönlich fühle mich da nicht wohl. Und dabei hat mich die von meinen Eltern in den 50ern lebendig erzählte Geschichte von den beiden „feindlichen Brüdern“ bis heute geprägt: Das darf mit meinen fünf Söhnen nie passieren! Immerhin das versöhnt mich mit Idar-Oberstein, dessen lieben Freund ich die Gravuren der Lagensteine der Siegelringe der Familie zu verdanken habe.
